Stehen bleiben, sitzen, denken!
Ich denke, denke und denke und denke und denke.
Umsehen, seufzen, weiter denken.
Die Augen sind offen, glotzen und starren in die Leere, bedecken sich mit Lichtteilchen und schlafen im wachen Tag. Das Licht ist ihr Element. Das Objekt ist einer ihrer Tagträume und meine Realität, die ich ausblende, weil ich gerade denke. Das Licht ist meiner Gedanken Feind und ist somit nicht willkommen. In meinem Kopf ist immer Winter.
Mir ist kalt. Ich höre auf zu denken und beginne durch meine Augen zu sehen und lasse ihre Träume zu den Meinen werden.
Es ist ein warmer Tag. Meine Haut meldet Wonnegefühle und etwas öffnet meinen Mund. Ich lebe!
Es lebt mich. Jeder Faden meines Daseins beginnt sachte zu vibrieren.
Gegenüber!
Das Tier in mir entdeckt dich zuerst. Ich mache es zu einem Teil von dir, denn sonst geht es nicht. Ich sehe dich, höre dich, du bist Teil seiner Augen, Teil seiner Ohren, ich erkenne dich.
Für den Augenblick,
an dem du wahr in mir bist, habe ich kein Wort.
Ich entreiße dir mein Tier und verstecke es, – gut versteck ich es, die Kette ist ein Wortgeflecht. Das reinste Rätsel, selbst für mich.
Ich beginne dich zu träumen. Ich genieße dich zu träumen, ich träume ich bin du.
Wie Motten umkreisen dich meine Blicke, wie Piranhas beißen sich meine Worte an dir fest:
Bis ich weiß, was du sein willst.
Bis nur noch ein Skelett von dir übrig geblieben ist und ich wieder getrost wegsehen kann. Keine Ahnung, was ich eigentlich gesucht habe, mich? Dich? Etwas Neues oder einen Fremden, einen, den ich nicht fressen kann? Es kann nur ein ICH geben, und das sind wir, du, ich und die Anderen. Ich belecke meine Lippen, vielleicht hast du mir geschmeckt. Das wird sich zeigen.
Erheben, gehen, schlafen!
Wach bin ich nur im Traum.
Wenn ich schlafe, dann denke ich. Ich denke dann an das Tier in mir. Nein ich bin nicht frei denkt es dann, nein, ich bin nicht ich selbst. Oh doch, das Tier ist schlau, es ahnt wer, wer ist und wo es hingehört in diesem Spiel. Es ist wild und stark, doch es ist nicht ICH. Wir sind alle, die wir wahrnehmen konnten, und das denken wir auch. Aber wir platzen nicht. Wir nicht, sind eher leer, das denkt das Tier in mir; über uns, die ich ist.
Ich träume, wie ich nach Hause gehe. Ich träume, dass es ein schöner Tag ist. Ich träume mich selbst, wie ich mich träumend träumte und bin da.
Das Laub der Blätter träumt es raschele im Wind und meine Hände träumten, sie könnten es hören. Mein Atem träumte ein und aus und wir, mein ich, waren uns einig. Nichts.
Die Ruhe in sich selbst, dass ist der Frieden und die Weißheit der Seele. Volksglaube, meint eigentlich, wenn alle zittern, denn wir, das bin ich, erzählen dann einfach nicht, damit sie atmen kann. Atmen, dass ist der Zorn der Seele, und unser Irrtum!
Sie ist meine älteste Bekannte und zu gleich die Neueste. Wir haben sie entdeckt, als wir uns beleidigt und angewidert voneinander abwandten und in Verzweiflung uns zu zerstreuen drohten. Wir haben nicht geträumt zu jener Zeit, nein, nur geschlafen, tief im Winter waren wir unterwegs, jeder auf der Suche nach einem Fleckchen Einsamkeit und einem Traum, nur für sich allein. Und da erklang ein Weinen erst und dann ein Schrei: „Genug!“
Das war das erste und das letzte Wort, das sie je gesprochen. Keiner von uns hatte es verstanden. Und dennoch waren wir gefesselt von seiner Kraft und ihrer Schönheit.
Wo sie bis dahin verborgen war wissen wir also nicht und leider ist sie auch nie ein Teil von uns geworden. Aber seither lebt sie mit uns und ich bin ein wenig verliebt in sie.
Obwohl sie älter zu sein scheint als ich, sieht sie immer jünger aus. Wenn wir uns zu sehr streiten, dann sieht sie uns voll Mitleid an. Wenn wir aber nicht streiten, sondern nur träumen, dann nur mit Verachtung.
Sie liebt den Winter nicht, denn sie kennt seine Sprache nicht. Manchmal sieht sie die Träume meiner Augen an. Dann öffnet sie den Mund und atmet. Und der Hauch ihres Odems lässt den Schleier ein wenig zarter werden und ich habe dann das Gefühl, dass meine Augen erwachen würden und die Eiszapfen in mir zu schmelzen begännen und wir nie wieder träumen könnten. Sofort laufen wir alle zusammen und staunen, sprechen und streiten und zack, schließt sie die Augen und kuschelt sich in ihr langes Haar. Wäre sie eine Frau, dann hätte sie das schönste Haar der Welt. So ist es ihr, einfach Haar. Kein Traum!
Das Tier in mir beobachtet sie, ich weiß es, denn wir beobachten es. Es lügt über sie, wenn es sie ansieht. Ich glaube sie gab ihm einst ihre Brust um es zu säugen, lange bevor wir kamen um es mit Worten vor uns her zu jagen bis in eine Höhle tief im Winter, in der es immer nur ein Fremder ist, aus der es nur selten hervorkommt. Nur so konnten wir träumen, denn zum Träumen sind wir hierher gekommen, zum Träumen haben wir das sprechen gelernt, haben wir die Augen bekehrt, dass sie uns die Bilder zeigten, die zum Träumen uns die Besten scheinen.
Aber ich glaube, sie hat wieder damit begonnen es zu säugen. Es kommt mir größer vor und wir sehen es öfter zwischen den Strähnen ihrer Haare hervorblitzen. Es will den Augen etwas zeigen, aber das sind meine Augen. Also müssen wir sie schlafend machen
und es vergessen.
„Denn die Seele und der Körper einten sich um zu einen was dem Sinn entspricht.
Eins sollte es sein, Eins, dass sich selbst bestimmte.
Das zu Bestimmende erkannte sich, und so auch Dich.
Schon waren Wir geboren und benannten Es als Tier, durch Worte,
die uns gegen es verschworen,
da es nicht reicht zu sein, was man an sich schon ist!
Und nun fressen wir jeden den wir träumen und wir fressen und vergessen schnell!
Als ich noch ich gewesen und noch kein Wort von einem Dir und Mir
in mir als Sehnsucht die Stimme sich erheben ließ,
die ewig redet und die Welt verträumt,
da war ich mir ein Wille noch gewesen,
meines Willens eigner Quell!
Doch nun fressen wir und träumen,
fressen und vergessen,
träumen um zu fressen,
fressen zu vergessen, -fressen, fressen, fressen!“