Zahlen, die nicht zählen 

Mathias Hoffmann -BLOG-Zahlen, die nicht zählen

Mathias Hoffmann – Zahlen, die nicht zählen

Die Stadt tropfte aus allen Löchern. Jedes Fenster spie eine neue Art von alptraumhafter Hitze in die Brühe, die in der Stadt siedete. Der Typ vor mir kochte und pfiff auf dem letzten Loch. Ich wusste gar nicht, warum der sich so aufregte. ICH verlor doch gerade meinen Job.

Ja, ja die Zahlen und diese Statistik zeigten ja, dass die Zahlen nicht stimmten. Unerreichte, spekulative Ziele sollten die Zahlen ausdrücken, doch sie stimmten nicht. Und dass sie nicht stimmten, das war irgendwie meine Schuld. Ich hatte sie nicht beschworen oder orakelt, auch nicht vorgeschoben, doch es stimmte etwas nicht mit ihnen, und das sorgte für eine Menge Aufregung bei dem Typen mir gegenüber. Bei mir nicht. Ich freute mich, dass ich den Zahlen entgehen konnte und grinsend aus seinem Büro verschwand. Er musste noch und würde noch lange wegen der Zahlen und der Hitze schwitzen, wohl würden die Zahlen ihm noch mit ins Grab folgen, weil da einfach was nicht mit ihnen stimmte und nie stimmen würde. Er starb etwas später, weil die Zahlen, die seine Leber ausspuckte, seiner Meinung nach auch nicht stimmen konnten.

Eiskalt lief mir dieses goldene, sonnige, mexikanische Bier die Kehle runter. Und eiskalt ließ ich mir die Zahlen den Buckel runterrutschen.

Dicke, braune Soße versaute die Liege auf dem Balkon gegenüber. Es war eine Nachbarin, die sich in der Sonne entfaltete. Nicht nur ihr Schatten griff nach ihr, sondern auch die Blicke, wie Fliegen, der Nachbarsjungen von der anderen Seite. Angezogen vom Bratensud, bekloppt vom Appetit der Hormone.

Ich hatte mich schnell satt gesehen, nicht, dass etwas mit meinen Hormonen nicht stimmte, doch haben sie Geschmack entwickelt. Vielleicht zu leicht zu sagen, wenn Gott durch den Boden einer Bierflasche aus einem wolkenfreien Himmel in einen hineinschaut. Vielleicht auch nicht, kann auch am Bier liegen.

Hier auf dem Dach schwitzte nicht nur die Dachpappe. So viel war klar. Dennoch wollte ich mich ganz oben fühlen, da ich ja nun so tief gefallen war. Ist ja nicht so, als ob das die erste Statistik ist, deren Zahlen ich auf dem Gewissen hatte. Nur mit der Zeit verbraucht einen das schon ganz schön. Man möchte auch mal Luft holen und ein bisschen zu sich kommen. Mir fiel ein, dass Gott ja auch kein Geld hatte. Dieser Gedanke war tröstlicher und für mich heiterer als jedes Vorurteil.

Nicht mal drei Wochen hatten mir die Zahlen geschenkt, bis sie intrigierten. Das war bitter. Zumal ich in dem Job nur telefonieren sollte, mit Menschen, nicht mit Geld. Das hätte den Zahlen Recht gegeben, doch so lag Verrat in der Luft. Jedenfalls war es so heiß, dass ich aufstehen musste, um eine Taube, sie war an der Dachpappe festgeklebt, zu befreien, nicht so einfach ihre kleinen Füßchen aus dem Morast zu ziehen, dann die Teertropfen abzuputzen und dabei immer wieder ihren feurigen Schwingen und Blicken auszuweichen. Es gelang und sie flog, noch etwas Angstballast abwerfend, davon. Nun war ich also auch noch gefedert und geteert worden. Wann regnete es eigentlich in dieser Stadt?

Ich zapfte meinem Opel etwas Benzin ab, um mir die Hände zu waschen. Das heißt, er gab es freiwillig, denn die Leitung war irgendwo unter der Karosse leck und tropfte willig vor sich hin. Als ich fertig war, rauchte ich siegreich und schnippte die Kippe genau in die Benzinlache unter dem Opel.

Da ging nun alles dahin, lichterloh und ich dampfte schnell ab, bevor ich Zeuge wütender Sirenen werden musste. Leider verbrannte auch mein einziges Gut. Alle Texte und alle damit verbundenen Scherereien. Glaubte bisher keiner an mich als Schriftsteller, wie sollte ich nun beweisen, dass dieser Irrtum dennoch zumindest eine materielle Ursache hatte?

Kreischende Feuerwehrwagen und schreiende Polizeisirenen schleuderten an mir vorbei und ich bog feige in einen Park ein. Die würden mich schon noch früh genug an der Gurgel packen. Es ging einfach zu schnell, so hatte ich es nicht geschafft die Kennzeichen des Opels noch abzuschrauben, während er explodierte. Das würde mir noch früh genug um die Ohren fliegen.

Ich wollte mir noch ein Bier kaufen und griff in meine Hosentasche. Diese Zahlen stimmten, doch sie stimmten leider überhaupt nicht.

 

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WINDMÜHLENFLÜGELRAUSCHEN

Durch mein Verweilen

Übergehe ich den nächsten Schritt

Keine Zeit zu dehydrieren

Ich zeichne mit meiner Zunge Deine Lippen nach

Dir ein Gesicht zu geben

Deine Hand berührt

Die Welt als Gemälde

Schönheit ist die subjektive Lücke

Zwischen mir

Dir und dem was Sinne sinnen

In mir so viel Tod

Was gehen mich Menschen an

Zwischen den Dielen wächst das Gras

Der Turm steht falschherum

Seit ich mich erhängte

Ich Blute ver- und in mich hinein

Endlose Endlichkeit des Seins

Von der jemand sagt

Ich einen Namen trage

Der Name

Ihn zu definieren

Trägt einen Kopf

Alles geschieht zur selben Zeit

Vergangene Bilder

Jedes gelebte Leben

Im Jetzt

Ununterbrochen zusammen

Ohne Zeit

Bist Du Du oder jener

Ich erinnere alles zugleich

Tode

Geburten

Küsse

Triumpf

Fall

Das Jetzt ist mir abhanden

Die Erinnerung zermalen

Jetzt ein Brei von Blutwanzenspucke

Ich bin die Leiche meiner Leben

Windmühlen sind ein ernstzunehmender Gegner

Fressende Fesseln –

Wie Säure hautablösend

Fressende Liebe –

Seelenschmatzend

Als ich mich schrieb verlor ich mich

Sie wollen ein Haus

Nicht Frieden

Sie wollen einen Baum

Nicht Leben

Sie wollen einen Hund

Nicht Liebe

Sie wollen bezahlen

Leere ist umsonst

Ich kotze euch aus mir heraus

Sonst verblute ich

Meine Kindheit verbringe ich jetzt nüchtern

Der kleine Junge dehydriert

Der nächste Schritt ist ein Verweilen

Auf Windmühlenflügeln

Trägt mich

Sobald bezwungen

Ein Aufsturz

Unmöglicher Gedanken

Zu einem unmöglichen Augenblick

Zu Dir …

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IM FLASCHENHALS

Ich falle und falle, kein Schweben, nur Fallen. Die Finger blutig von den harten, rauen Wänden, der Wille wund vom ewigen Versuch.

Mein Sturz, nach dem Trank, von mir gewollt. In die schwarze, ungewisse Tiefe, nur um ihren Grund zu finden und zu erforschen, das lange, ewige Fallen, die Notwendigkeit und die Not des Trankes.

Der längst fällige Aufprall, die Zerrüttung, die Angst. Die Angst, die mir ins Antlitz sah und mich zwang, in ihren kühlenden Trank zu springen.

Erst dann, wenn man nicht mehr weiter fallen kann, erst dann begreift man, dass man nicht fliegen oder schweben kann. Manchmal ein Ausbreiten der Arme, ein Versuch, sich an den Wänden festzuhalten, nur Verzweiflung.

Noch ein Schluck, dann fühlt sich Fallen wie Schweben an, noch ein Schluck, und du hast keine Kraft zu klammern, geschweige denn zu klettern. Noch ein Schluck, und du lachst über den Fall.

Die Angst vor der Angst war so groß, dass ich meine zerrissene Brust umschlang und mich in die Tiefe jener Öffnung warf. Und fiel, und fiel.

Der Trank grub sich seine eigene Wunde.

Zeit, die Flasche erneut zu öffnen.

… Jim Morrison kommt vorbei.

„Erwache!“, sagt er.

Meine Knöchel bluten noch von letzter Nacht. Mein Magen kotzt weiter in mich hinein. Ich liege im Bett und zerschwitze die Wärme zerbrochener Einsamkeit.

Noch habe ich keinen Text für ihn. Noch flog ich nicht über die Weiten der Wälder und Hügel, noch verbrachte ich die Zeit nicht damit, die Rezensionen meines letzten Buches zu lesen. Noch immer hatte jeder Leser mich gehasst.

Meine Eltern starben in einem Zug nach Südfrankreich, er kam nie an.

Diese Eltern starben an Krebs, der sie zerfressen hat.

Das Leid, das ich verließ, als sie noch in der Blüte standen, war mein eigenes. Ich trug die Koffer MEINER Eltern, nicht DIESER, doch ein Ticket wollte ich nicht.

Ich wollte nur einen Stift und die Sehnsucht, ihn zu benutzen.

Jim spitzt ihn gerade.

Nun schreiben wir einen Song über den Mond und wie man dahin schwimmen kann.

Jim ist zufrieden und geht. Er mag den Text, und die Band kann nun proben.

Ich lege mich wieder.

Ohne Performance ist es schwer, etwas nur darzustellen, ohne es darzustellen. Denn es ist allein. Wie ein ungelesener Mensch und Schriftsteller.

Ich blute Lava (- Pyroglyphische Dichtkunst).

Jim fragt oft nach Text, bis die Flasche leer ist.

Ich öffne die nächste.

John kommt vorbei, doch der fragt nur nach Paul. Paul mag Schlager, John nicht. Deshalb schreibe ich für den einen das und für den anderen was anderes. Seit der Trennung der beiden ist es nicht mehr so eingängig, doch gewiss. Paul kann nicht ohne John, John nicht ohne Paul …

Ich gehe eine rauchen. Es ist anstrengend, alle diese Texte zu schreiben, während ich glaube, dass ich zu müde zum Leben bin.

Elvis war immer sehr dankbar. Und zu sehen und zu hören, wie diese wunderbaren Künstler sie singen und mit ihrer Seele füllen, erfüllt mein Herz mit Freude.

Mein persönlicher Liebling ist Tom. Der bringt für mich die Sache immer auf den Punkt.

Die Flasche ist leer, die Musik zu Ende.

Ich stürze in den nächsten Flaschenhals.

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LIMBUS

Was passiert, wenn man verschwindet, sich auflöst, ohne es zu wollen, weil etwas geschehen ist, was man nicht aushalten kann?

LIMBUS ist eine Zwischenwelt, ein Sein im Nichtmehrsein. Kein Warten auf etwas Kommendes. Kein Verweilen in etwas Erlebtem. Es ist ein Dasein im Nichts der Determinierung des Verlustes.

Es würde nicht mehr viele Stunden dunkel sein. Ich bin wach. Manchmal weckt einen die Nacht, um dem Tag einen auszuwischen. Ich bin frei wie ein Stein im Brunnen und sicher, wie ein Fisch auf dem Teller. Und das zu wissen, das beruhigt mich. Schon im nächsten Augenblick kann sich mein molekularer Zustand wieder ändern und ich muss mir eine neue Freiheit in Sicherheit ausdenken. Insofern … die Ruhe des Vorhellen der frühspäten Stunde ist, was mich zu rufen scheint.

Was mich wachhält ist der Sog, den ich spüre. Es ist ein Ziehen an mir und jedem Gedanken, den ich aus meinen Windungen presse. Es ist eine Sehnsucht. Wenn es die meine wäre, ich quälte mich nicht damit. Es saugt mich an von Fremde. Nach einer Stunde aufstehen, kalte Lasagne, Kaffee, Zigarette, Bier, duschen und los. – Eine Mülltüte küsst die andere, weil beide zerrissen.

Die Kellnerin und der Barmann, ein Kuß. So im Vorbeigehen.

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VON DEM TIER

Stehen bleiben, sitzen, denken!
Ich denke, denke und denke und denke und denke.
Umsehen, seufzen, weiter denken.
Die Augen sind offen, glotzen und starren in die Leere, bedecken sich mit Lichtteilchen und schlafen im wachen Tag. Das Licht ist ihr Element. Das Objekt ist einer ihrer Tagträume und meine Realität, die ich ausblende, weil ich gerade denke. Das Licht ist meiner Gedanken Feind und ist somit nicht willkommen. In meinem Kopf ist immer Winter.
Mir ist kalt. Ich höre auf zu denken und beginne durch meine Augen zu sehen und lasse ihre Träume zu den Meinen werden.
Es ist ein warmer Tag. Meine Haut meldet Wonnegefühle und etwas öffnet meinen Mund. Ich lebe!
Es lebt mich. Jeder Faden meines Daseins beginnt sachte zu vibrieren.
Gegenüber!
Das Tier in mir entdeckt dich zuerst. Ich mache es zu einem Teil von dir, denn sonst geht es nicht. Ich sehe dich, höre dich, du bist Teil seiner Augen, Teil seiner Ohren, ich erkenne dich.
Für den Augenblick,
an dem du wahr in mir bist, habe ich kein Wort.
Ich entreiße dir mein Tier und verstecke es, – gut versteck ich es, die Kette ist ein Wortgeflecht. Das reinste Rätsel, selbst für mich.
Ich beginne dich zu träumen. Ich genieße dich zu träumen, ich träume ich bin du.
Wie Motten umkreisen dich meine Blicke, wie Piranhas beißen sich meine Worte an dir fest:
Bis ich weiß, was du sein willst.
Bis nur noch ein Skelett von dir übrig geblieben ist und ich wieder getrost wegsehen kann. Keine Ahnung, was ich eigentlich gesucht habe, mich? Dich? Etwas Neues oder einen Fremden, einen, den ich nicht fressen kann? Es kann nur ein ICH geben, und das sind wir, du, ich und die Anderen. Ich belecke meine Lippen, vielleicht hast du mir geschmeckt. Das wird sich zeigen.

Erheben, gehen, schlafen!
Wach bin ich nur im Traum.
Wenn ich schlafe, dann denke ich. Ich denke dann an das Tier in mir. Nein ich bin nicht frei denkt es dann, nein, ich bin nicht ich selbst. Oh doch, das Tier ist schlau, es ahnt wer, wer ist und wo es hingehört in diesem Spiel. Es ist wild und stark, doch es ist nicht ICH. Wir sind alle, die wir wahrnehmen konnten, und das denken wir auch. Aber wir platzen nicht. Wir nicht, sind eher leer, das denkt das Tier in mir; über uns, die ich ist.
Ich träume, wie ich nach Hause gehe. Ich träume, dass es ein schöner Tag ist. Ich träume mich selbst, wie ich mich träumend träumte und bin da.
Das Laub der Blätter träumt es raschele im Wind und meine Hände träumten, sie könnten es hören. Mein Atem träumte ein und aus und wir, mein ich, waren uns einig. Nichts.
Die Ruhe in sich selbst, dass ist der Frieden und die Weißheit der Seele. Volksglaube, meint eigentlich, wenn alle zittern, denn wir, das bin ich, erzählen dann einfach nicht, damit sie atmen kann. Atmen, dass ist der Zorn der Seele, und unser Irrtum!
Sie ist meine älteste Bekannte und zu gleich die Neueste. Wir haben sie entdeckt, als wir uns beleidigt und angewidert voneinander abwandten und in Verzweiflung uns zu zerstreuen drohten. Wir haben nicht geträumt zu jener Zeit, nein, nur geschlafen, tief im Winter waren wir unterwegs, jeder auf der Suche nach einem Fleckchen Einsamkeit und einem Traum, nur für sich allein. Und da erklang ein Weinen erst und dann ein Schrei: „Genug!“
Das war das erste und das letzte Wort, das sie je gesprochen. Keiner von uns hatte es verstanden. Und dennoch waren wir gefesselt von seiner Kraft und ihrer Schönheit.
Wo sie bis dahin verborgen war wissen wir also nicht und leider ist sie auch nie ein Teil von uns geworden. Aber seither lebt sie mit uns und ich bin ein wenig verliebt in sie.
Obwohl sie älter zu sein scheint als ich, sieht sie immer jünger aus. Wenn wir uns zu sehr streiten, dann sieht sie uns voll Mitleid an. Wenn wir aber nicht streiten, sondern nur träumen, dann nur mit Verachtung.
Sie liebt den Winter nicht, denn sie kennt seine Sprache nicht. Manchmal sieht sie die Träume meiner Augen an. Dann öffnet sie den Mund und atmet. Und der Hauch ihres Odems lässt den Schleier ein wenig zarter werden und ich habe dann das Gefühl, dass meine Augen erwachen würden und die Eiszapfen in mir zu schmelzen begännen und wir nie wieder träumen könnten. Sofort laufen wir alle zusammen und staunen, sprechen und streiten und zack, schließt sie die Augen und kuschelt sich in ihr langes Haar. Wäre sie eine Frau, dann hätte sie das schönste Haar der Welt. So ist es ihr, einfach Haar. Kein Traum!
Das Tier in mir beobachtet sie, ich weiß es, denn wir beobachten es. Es lügt über sie, wenn es sie ansieht. Ich glaube sie gab ihm einst ihre Brust um es zu säugen, lange bevor wir kamen um es mit Worten vor uns her zu jagen bis in eine Höhle tief im Winter, in der es immer nur ein Fremder ist, aus der es nur selten hervorkommt. Nur so konnten wir träumen, denn zum Träumen sind wir hierher gekommen, zum Träumen haben wir das sprechen gelernt, haben wir die Augen bekehrt, dass sie uns die Bilder zeigten, die zum Träumen uns die Besten scheinen.
Aber ich glaube, sie hat wieder damit begonnen es zu säugen. Es kommt mir größer vor und wir sehen es öfter zwischen den Strähnen ihrer Haare hervorblitzen. Es will den Augen etwas zeigen, aber das sind meine Augen. Also müssen wir sie schlafend machen
und es vergessen.

„Denn die Seele und der Körper einten sich um zu einen was dem Sinn entspricht.
Eins sollte es sein, Eins, dass sich selbst bestimmte.
Das zu Bestimmende erkannte sich, und so auch Dich.
Schon waren Wir geboren und benannten Es als Tier, durch Worte,
die uns gegen es verschworen,
da es nicht reicht zu sein, was man an sich schon ist!

Und nun fressen wir jeden den wir träumen und wir fressen und vergessen schnell!
Als ich noch ich gewesen und noch kein Wort von einem Dir und Mir
in mir als Sehnsucht die Stimme sich erheben ließ,
die ewig redet und die Welt verträumt,
da war ich mir ein Wille noch gewesen,
meines Willens eigner Quell!

Doch nun fressen wir und träumen,
fressen und vergessen,
träumen um zu fressen,
fressen zu vergessen, -fressen, fressen, fressen!“

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VON DER STILLE

Mit leisen Schritten schleich ich, der Erkenntnis gleich
durch geistverbranntes Königreich.

Mein Schein strahlt weit vor meinem Schritt,
kein Gedanke hält mich noch zurück.

Durch lauten Schreies tiefen Widerhall
fühl ich die Sehnsucht meines Lebens,
steht’s im mir bekannten Sein bedroht.

– pssst –

Leise säusele ich dem Wind ins Ohr:
„Still ist die bewegte Nacht.
Einst im Zwielicht stieg sie stark empor
und fällt nun durch des Morgens Kraft.“

Sonne:
Hochgeborener Stern.
Bist geheimnisvoll emporgehoben,
sacht umwebt.
Ein Gefühl als Flammenmeer.
Verbrauchst Dich selbst.

– Tageslicht verbrennt –

Ein Ozean steht still am Firmament:
Es ist des Tages Reich.
Das reich bestückt mit Blumen,
deren Farben zauberhaftes Unbefangen
durch Körper und durch Seele,
tanzend in sich widerspiegelnd,
ziehen lassen.

Mein Aug’ ist ruhig, ganz klar.
Mein Schatten ist die Nacht im Licht.

Es ist der Tanz, den meine Seele tanzt,
der mich begibt, in des Windes Sehnsuchtshand.

Weit lass ich meine Gefühle streifen.

– bis in Ewigkeit –

Bis in Ewigkeit bin ich erkannt
durch den ersten Augenblick,
– an dem ich fiel
– und neu entstieg.

Bald Hauch, bald Nebelstreif.
Es ist des Tages letztes Werk.

Die Sonne küßt den Mond ganz sacht
und der Tag verbirgt nicht mehr die Nacht
und ihren Seelenhain.
Er wandelt sich, in tief versunkenem Spiele
mit der Muse aus des Mondes Hand.

Schweigen legt sich über Auges trüben Schleier,
klar ist nun der Blick.

Meine Seele schließt den Tag für sich.
Öffnet sich erneut und frei
der Nacht.
Die sich offenbart in roter Glut
und hellem Mondenschein.

Eine Ahnung fließt bis in ein Gefühl:

Ich bin nicht mehr allein!

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PULS

Mein erstes Buch: PULS

PULS ist ein Blues, ein Song, den man lesen kann.

Auf der einen Seite steht Henry, der bei einem Paketdienst arbeitet und nur in den Tag hineinlebt, ohne Hoffnung und ohne Antrieb. Aljona hat ihn verlassen, und er kann sie nicht vergessen. Erst nach einer Vergewaltigung beginnt er etwas zu ändern. Er sucht einen neuen Job, und er beginnt zu schreiben.

Auf der anderen Seite steht Finn. Finn erlebt eine Welt voller Gewalt, Sex und Drogen. Auch er wurde verlassen, geht aber mit seinem Schmerz nach außen, nicht nach innen wie Henry. Bei einem seiner Abenteuer geht er zu weit. Trotz Fluchtversuchs finden und stellen ihn seine Widersacher. An diesem Punkt bekommt er Besuch von Henry.

PULS erzählt zwei verschiedene Wege mit enttäuschter Liebe umzugehen. Es ist die Suche nach einer losgelösten, ganz individuellen Vorstellung von wahrer Liebe.

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OHNE DICH

Pflanz ein Vergissmeinnicht tief in meiner Seele Grund,
damit ich Deiner niemals entbehren muss!

Trink eine heiße Träne meiner Verzweiflung mit deinem Mund
und berühr ein letztes Mal die salzige Wunde die Du schlugst.

Wie ein Flüstern erinnert jedes Rascheln der Erinnerung an Dich,
an ein Blatt,
abgerissen von meinem Schmerz.

Erschreck dich nicht!
Du bist das einzig Ich, das alle Schatten aufbricht außer – Mich.

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DIESE NACHT BRAUCHT KEINE TRÄUME

Sie schläft, wunderschön und seidenweich. Ich träume von ihr und ihren Austernküssen.

Die Musik läuft unaufhörlich, mein Herz tanzt. Mein Schwanz platzt gegen meine Hose – Ich bin entflammt. Bin bereit, zu allem entschlossen, denn nichts gibt es zu verlieren, nichts zu gewinnen, ich will nur sein. Einsamkeit schlägt keinen Topf nieder, ich hoffe es regnet bald, sonst … es regnet.

Das Ende der Welt ist nur ein Scherz. Ich ende, wenn ich fertig bin, mich erreicht kein Schmerz, kein Glück, mich erreicht nur der Fluss aus Austernschaum. Es ist eine Nacht, dunkel und frei von Vorschriften. Weg und wild, ein Odem voller Zärtlichkeit. – Ohne Dich ist alles nichts. Ohne dich ist alles Zeit ohne Raum. Bin ich geboren um zu leben? – So lebe!

Zart weicht der Samt die Erinnerungen auf, der Samt deiner Strumpfhose, der Samt deiner Schenkel, das Reif und Nass deiner Möse. Es schwimmt in mir ein schneller Fisch, es strudelt in mir ein prasselnder Quell, es tobt in mir ein brennender Sumpf! Das Schimmern deiner Augen, das Vibrieren, leise, deiner Hände auf meinem Körper, das Schwingen meines Atems in deinem Haar, der Stolz, der deine Lippen spaltet, das Feuer, was sich darin ergießt. Diese Nacht lässt keinen Traum sich flügelnd eröffnen, diese Nacht braucht keine Träume mehr. Mitten im Mond. Mitten in der Umarmung schließe ich mein Herz, verbrenne ich den Augenblick, zerstöre ich deinen Mut, dich so zu öffnen.

Das ist der Weg, den ich einschlug um zu lieben, das ist der Weg, den ich einschlug um mich zu hassen. Das ist der Weg, den einschlug, ein Ast in meinem Gemüt, den einschlug eine Axt aus Heimlichkeit in mein Gewissen. Zwischen deinen Flügeln brennt eine Träne mir eine Sehnsucht ins Herz, eine Erinnerung wird geboren, ein Gedanke Fleisch. Daraus lässt sich kein Leben schmieden. Es regnet keine Sterne für uns Zwei! Es blitzen die Balken und es donnert im Gras, wenn zwei sich erliegen. Wenn zwei sich erliegen, wenn zwei nicht weiter wissen als zueinander, wenn zwei keinen Ausweg mehr finden, als den zueinander…

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PHOENIX

Ich grüße dich
Gestirn des Lebens.
Möge mein Licht einst
Mein Untergang sein,
So wie deines
Täglich der Deine ist!
Im Jenseitsregenbogen, tief im Nebel, lebt ein Kind.
Es geht durch tausend Proben, bis es das Leid am Sinn
bezwingt.
Die Mutter ist ein ferner Stern für dich
Mein Vogellicht.
Erhellt nur von deines Glaubens Schein.
Dein Vater, er trug nie dein Gesicht.
Erschien dir nur im Traumgelicht.
Vergiss mein Kind, vergiss mein zartes Vogellicht!
Als wir beide traurig saßen
In des Mondes blauem Licht
Und die Schalen,
Die so zart geschützt unsrer Herzen Licht
Zerbrechend in die Wogen warfen,
Sahst du nicht in mein Gesicht?
Und die Frage deiner Augen, war es die Antwort nicht?
Weine nicht mein zartes Vogellicht, weine nicht!
Komm mein kleines Vogellicht,
Komm und trage mein Gesicht!
Warst nur dir ein Kind gewesen
Denn deine Mutter sah dich nicht.
Gesehen hat sie dich, als du groß und stark
Jedem andern Lichte
Trotztest, und sie mitbeschienst.
Und dir war’s als wär’s ihr eigen Licht,
Das da niederfiel auf
Dich.
Mein Krähenlicht, mein Krähenlicht
Doch du wusstest nicht.
Da weintest du und warst betrogen,
Durch deiner Mutter Blendelicht.
Darauf sie schrie:
„So komm zu mir mein Kind,
Ich leucht so hell nur wenn
Du bei mir bist!“
Oh mein Krähenlicht, oh mein Krähenlicht,
Du sahst sie nicht.
Zu traurig ist dein Herz geworden
Und so verstandest du sie nicht.
Und sahst durch deinen Glanze nicht ihr wahr Gesicht.
Krähenlicht, mein Krähenlicht, wirf ab mein Gesicht!
Denn meinen Schmerz,
Den brichst du nicht.
Sieh durch deine neuen Augen,
Dass sie war dies Mutterlicht,
Das die Liebe tief in dir
Nur die deine ist!
Flieg mein Krähenfalke flieg.
Und vergiss sie nicht!
Und sing uns bald von klaren Liedern,
Die der Wahrheit sind so fremd,
Dass nur wir weiter, schweigend irren, in dem Nebel,
Der wir sind!
Doch im Nebel lebt ein Kindlein,
Lebt im Dunkeln, lebt
Ganz still.

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